Schwächelnder Jetstream: Darum gibt es gerade so oft Starkregen

Stand: 31.05.2024, 19:09 Uhr

Überflutungen und Starkregen - das gab es im Mai in NRW immer wieder. Das liegt am abgeschwächten Jetstream.

Wer in diesen Tagen zum Himmel schaut, der kann häufig beobachten, dass die Wolken nur langsam ziehen - sehr langsam. ARD-Meteorologe Andreas Wagner sagt, es sei wie auf einer Autobahn, auf der es nicht richtig vorangeht. Das habe auf das örtliche Wetter eine große Auswirkung: "Wenn es regnet, regnet es örtlich mitunter sehr stark." Etwa so, wie wenn man im Garten die Gießkanne zu lange auf dieselbe Stelle hält.

Warum ziehen die Wolken so langsam?

Ein Grund dafür, dass die Wolken so langsam ziehen und das Tiefdruckgebiet über NRW festhängt, sei die abgeschwächte Westwindströmung, sagt Wagner. Die Westwindströmung ist eines von vier Starkwindbändern auf der Erde, den Jetstreams. Sie weht in großer Höhe von West nach Ost. Dieser Wind sei nicht mehr so stark wie früher, sagt der Meteorologe.

Warum ist der Jetstream nicht mehr so stark wie früher?

Grund dafür seien Veränderungen im Klima, sagt Meteorologe Wagner: "Früher sind die Tiefs schnell von West nach Ost gezogen. Da gab es kurze regnerische Wetterphasen. Wegen der gestörten Westwindzirkulation haben wir jetzt aber entweder längere feuchte Regenphasen oder länger anhaltende Dürre und Hitzeperioden."

Die Geschwindigkeit des Jetstreams hänge von der Temperaturdifferenz zwischen Nordpol und Äquator ab, die durch den Klimawandel immer weiter sinke, erklärt die WDR-Wissenschaftsredaktion Quarks.

Wie hängen Starkregen-Ereignisse sonst noch mit dem Klimawandel zusammen?

Zunehmende Wärme durch den Klimawandel sorgt dafür, dass Wolken mehr Wasser speichern können, erklären die WDR-Wissenschaftsexperten. Wird die Luft um ein Grad Wärmer, kann sie sieben Prozent mehr Wasser aufnehmen. Bei warmer Luft können sich also riesige Wolkenberge auftürmen. Die können dann auf einmal abregnen. Eine mögliche Folge: Hochwasser-Ereignisse.

Wie viel regnet es bei Starkregen?

Wassermengen bei "Starkregen" | Bildquelle: WDR

Von Starkregen spricht der Deutsche Wetterdienst (DWD), wenn große Niederschlagsmengen in kurzer Zeit fallen. Starkregen kann überall auftreten und zu Überschwemmungen führen. Häufig geht Starkregen auch mit Bodenerosion einher. Der DWD warnt vor Starkregen in 3 Stufen:

  • Markante Wetterwarnung: Regenmengen von 15 bis 25 Liter/ Quadratmeter in 1 Stunde oder 20 bis 35 Liter/ Quadratmeter in 6 Stunden
  • Unwetterwarnung: Regenmengen > 25 bis 40 Liter/ Quadratmeter in 1 Stunde oder > 35 bis 60 Liter/ Quadratmeter in 6 Stunden
  • Warnung vor extremem Unwetter: Regenmengen von mehr als 40 Liter/ Quadratmeter in 1 Stunde oder mehr als 60 Liter/ Quadratmeter in 6 Stunden

Im Mai 2024 gab es mehrere Warnungen vor Starkregen, nicht nur in NRW. Auch der Mai war überdurchschnittlich nass:

Unsere Quellen:

  • WDR-Wetterredaktion
  • ARD-Wetterkompetenzzentrum
  • Deutscher Wetterdienst
  • Nachrichtenagentur dpa
  • WDR-Wissenschaftsredaktion Quarks

Über dieses Thema berichten wir im WDR am 18.05.2024 in den Hörfunknachrichten und der Aktuellen Stunde im Fernsehen.