Telefonische Beratung

Unabhängige Patientenberatung wieder gestartet: Das müssen Verbraucher wissen

Stand: 06.05.2024, 16:15 Uhr

Die Unabhängige Patientenberatung bietet seit knapp 20 Jahren kostenlose und leicht verständliche Antworten zu gesundheitsrechtlichen Fragen. Nach vier Monaten Pause hat sie heute als neugegründete Stiftung wieder ihre Tätigkeit aufgenommen. Fragen und Antworten zur Reform.

Ungeklärte Behandlungsfehler, komplizierte Kostenaufstellungen oder Konflikte mit der Krankenkasse - um diese Anliegen kümmert sich seit Montag wieder die Unabhängige Patientenberatung. Die gemeinnützige Einrichtung hilft telefonisch, leicht verständlich und kostenfrei bei gesundheitsrechtlichen Fragen. Nach vier Monaten Beratungspause hat sie als neugegründete Stiftung ihre Tätigkeit wieder aufgenommen. Wegen ihrer Finanzierung stand sie aber schon vor dem Neustart in der Kritik. Fragen und Antworten zur Reform.

Was ist die Unabhängige Patientenberatung?

Die Unabhängige Patientenberatung Deutschland (UPD) gibt es in unterschiedlichen Formen seit 2006. Seitdem berät sie zu gesundheitlichen und rechtlichen Anliegen im Gesundheitswesen. Die Beratung kann auch anonym erfolgen – das heißt, niemand muss einen Namen angeben, um ein Anliegen zu besprechen.

Welchen Fragen umfasst die Beratung?

Die Themen sind unterschiedlich: Viele Fälle handeln von vermeintlichen Behandlungsfehlern oder dem rechtlichen Umgang mit schlechter Beratung. Den Hauptteil der Beratungsgespräche machen Konflikte mit der Krankenkasse aus. Die Beratungsstellen erklären die gesetzlichen Rahmenbedingungen und beraten über das weitere Vorgehen.

Hier sind ein paar Beispiele mit häufig behandelten Fragen:

  • Wieviel Krankengeld steht mir zu?
  • Warum wurden die Kosten für meine Behandlung nicht übernommen?
  • Muss ich mich während meines Studiums selbst versichern?
  • Darf ich im Alter aus der privaten in die gesetzliche Krankenkasse wechseln?
  • Wie kann ich rechtlich gegen eine falsche Diagnose vorgehen?

Wichtig ist: Die Beratungsstellen sind nicht für die Beratung von gesundheitlichen Symptomen da. Dafür sind weiterhin der Hausarzt oder die Hausärztin zuständig.

Wer trägt die Kosten?

Die vergangenen Jahre hat ein privates Callcenter-Unternehmen im Auftrag des Gesundheitsministeriums die Patientenberatung betrieben. Das Konstrukt lief im Dezember planmäßig aus. Jetzt wurde die Beratung von einer Stiftung übernommen, die von den Krankenkassen finanziert wird. Die Reform war eine Reaktion der Ampelregierung auf die wachsende Kritik an möglichen Interessenskonflikten der bis dahin kommerziell betriebenen Beratung.

Funktion und Arbeitsweise der UPD ändern sich durch die Reform aber nicht. Nur die Finanzierung wird seit diesem Jahr neu geregelt: Künftig werden die Kosten in Höhe von 15 Millionen Euro durch die gesetzlichen und privaten Krankenkassen getragen.

Wie hoch ist die Gefahr eines Interessenskonflikts?

Karl Lauterbach

Auf dem Papier: niedrig. Das Gesetz sieht vor, dass Kassen und Versicherungen keinen Einfluss auf die Beratung nehmen dürfen. Das Vertrauen in die Unabhängigkeit der Ratschläge kann durch die Finanzierung der Krankenkassen trotzdem verletzt werden. Schließlich machen Konflikte mit der eigenen Versicherungen den Hauptbestandteil der Beratungsgespräche aus. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe (BAG Selbsthilfe) kritisierte in einer Pressemitteilung, Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) liefere die UPD "vollständig den Krankenkassen aus".

Wieso startet die Beratung erst jetzt?

Eigentlich sollte die Beratung durch die im Dezember gegründete Stiftung schon im Januar anlaufen. Damit hätte sie reibungslos an das im Dezember 2023 ausgelaufene privatwirtschaftliche Modell angeknüpft. Ungeklärte Zuständigkeiten und nicht besetzte Stellen an der Spitze haben aber dazu geführt, dass der Start immer wieder verschoben werden musste. Jetzt nehmen die Beratungsstellen mit vier Monaten Verspätung ihre Arbeit auf.

Was ist anders bei der neuen Patientenberatung?

03:31 Min. Verfügbar bis 06.05.2026


In den vier Monaten dazwischen gab es keine Überbrückungsangebote. Aus der Opposition gab es wegen dieser lange Beratungspause viel Kritik. Die CDU warf der Ampelregierung zum Beispiel vor, dass das zugrunde liegende Bundesgesetz nicht ausreichend ausgestaltet sei.

Wie kann man die Beratungsstellen erreichen?

Aktuell gibt es 40 Beratungskräfte, die man über die kostenfreie Telefonnummer 0 800-011 772 2 erreichen kann. Die Telefonzeiten sind Montag, Dienstag und Donnerstag von 9:30 bis 12:00 Uhr und von 15:00 bis 17:00 Uhr, Mittwoch und Freitag von 9:30 bis 14:00 Uhr.

Es wird befürchtet, dass der erste Andrang nach der langen Beratungspause die Stellen bei weitem überlasten könnte. Die Stiftung rät also dazu, sich nicht entmutigen zu lassen und im Fall, dass man nicht durchgestellt wird, es im Laufe der Woche nochmal zu probieren.

Weitere Themen