Auf dem Foto ist eine schwarze Frau, die auf eine Theaterbühne steht. Hinter ihr sind leere Stühle.

Dortmunder Künstlerin: Was sich am Bild schwarzer Menschen ändern muss

Stand: 16.05.2024, 16:33 Uhr

Die Theatermacherin Akasha Daley findet das Bild von Schwarzen in der deutschen Gesellschaft rückständig. Wie es besser geht, soll auch ein Festival zeigen, das ab Donnerstag in Dortmund läuft.

Von Portrait Sven LüüsSven Lüüs

Vor fünf Jahren kam Akasha Daley zum Studieren nach Deutschland - und hat hier schon einige Erfahrungen mit Rassismus machen müssen: Beleidigungen wie "Affe" oder das "N-Wort", fremde Leute, die ihr ins Haar fassen. Während sie das aufzählt, schaut die Theatermacherin mit steinerner Miene geradeaus auf die Bühne.

Sieben bis acht Mal sei ihr so etwas schon in Deutschland passiert, sagt die 24-Jährige. Die Menschen, die das in der Öffentlichkeit mitbekommen haben, seien nicht eingeschritten. Daley ist in Oxford geboren. Ihr Vater ist Jamaikaner. Ihre Mutter Halb-Britin und Halb-Inderin.

"Großbritannien ist da zehn Jahre weiter als Deutschland" Akasha Daley, über das Bild schwarzer Menschen in der Gesellschaft

In Großbritannien gebe es zwar auch Rassismus. Aber die Menschen seien sensibler als in Deutschland. Bei typischen rassistischen Vorfällen werde eher eingeschritten. Das liege auch daran, dass schon länger mehr Schwarze in Großbritannien leben als in Deutschland.

Auf dem Foto ist eine Frau mit dunkler Haut, die auf einer Theaterbühne steht und mit entschlossenem Blick nach vorne schaut.

Akasha Daley am Tag ihres Auftritts auf dem Festival.

Daley macht am Dortmunder Theater zum Beispiel eigene "Spoken Word-Performances" und spielt in Aufführungen mit. "Spoken Word-Performances" ähneln Poetry Slams, geben hierbei aber dem Künstler mehr Freiheit, erklärt die 24-Jährige.

Daley: Bild von Schwarzen immer noch negativ

Theater spielen wollte sie schon ganz früh. Ihre Eltern waren beide Theater-Regisseure. Als sie als Kind gemerkt hat, dass hinter den Charakteren in den Filmen echte Menschen stecken, war klar: Sie will auch einer davon sein!

Eines der Themen, das in ihren eigenen Stücken oft eine Rolle spielt: Das gesellschaftliche Bild schwarzer Menschen. Dieses sei in Deutschland rückständig, sagt Daley. Es sei immer noch das Bild des armen Sklaven, des Kriminellen oder der Prostituierten. "Aber wir sind so viel mehr als das!", sagt Daley. Schwarz zu sein sollte endlich als etwas "Schönes und Normales" wahrgenommen werden.

Kulturen schwarzer Menschen sichtbar machen

"Normal" soll nicht heißen, dass die Identität und der Hintergrund schwarzer Menschen nicht mehr zählt. Das spiele schon eine Rolle. Diese sollte aber nicht die der Kolonialisierung sein, sondern die einer Kultur, auf die schwarze Menschen stolz sind.

Um ihre Identität als schwarze Frau soll es auch am Donnerstagabend im Dortmunder Schauspiel gehen. Daley tritt dann auf dem Festival "Dortmund Goes Black" auf. Sie spricht dort in einem künstlerischen Stück über die Einsamkeit schwarzer Frauen. Eine ihrer Kernthesen: Stereotype über schwarze Frauen wie die der "Köchin, Putzfrau, Sklavin" sind zu tief verankert.

Sind schwarze Frauen einsam?

Wenn weiße Menschen darüber nachdenken, mit wem sie ihr Leben verbringen möchten, stellten sie sich selten eine schwarze Frau vor. Auch Polizeigewalt fördere die Einsamkeit schwarzer Frauen: Denn wenn der Mann Opfer von Polizeigewalt wird, steht seine Frau alleine da.

Das Thema Polizeigewalt beschäftigt Daley auch wenn sie nicht arbeitet. 2020 war sie Teil der Black-Lives-Matter-Bewegung. Zuletzt hat sie eine Trauerkundgebung zum Fall Mouhamed Dramè besucht. Der 16-Jährige wurde im August 2022 in Dortmund von Polizisten erschossen.

Drei Tage Kunst von Schwarzen in Dortmund

Bei "Dortmund Goes Black" geht es aber nicht nur um Einsamkeit und Rassismus. Schwarze Künstler sollen auf dem Festival ihre Perspektiven und ihre Kunst präsentieren, steht auf der Internetseite des Dortmunder Theaters.

Auf dem Foto ist eine Frau mit dunkler Hautfarbe, die von der Bühne aus auf leere Publikumsplätze im Dortmunder Theater schaut.

Als schwarze Frau hat Akasha Daley viel mit Rassismus und Stereotypen zu kämpfen.

Auch Daley lässt ihre jamaikanischen Wurzeln in ihre Kunst einfließen, um sie auf dem Festival zu präsentieren. Das Festival beginnt am Donnerstag um 18 Uhr. Auch Freitag und Samstag gibt es verschiedene Auftritte schwarzer Künstler im Dortmunder Schauspiel und später jeweils eine Abschlussparty.

"Wir sind auch intelligent, stark, schön!"

Neben der Präsentation verschiedener Kulturen sieht Daley noch einen weiteren Vorteil des Festivals: "Die meisten Menschen im Theater sind weiß." Die nächsten drei Tage wird das nicht so sein: "Schwarze Menschen sind heute explizit eingeladen, um Teil des Theaters zu werden," sagt Daley.

Und darum gehe es auch, um das Bild von schwarzen Menschen in der Gesellschaft zu verändern: Weiße sollten schwarze Menschen besser integrieren. "Lest Bücher von schwarzen Menschen, schaut euch ihre Filme und Kunst an", appeliert Daley: "Wir sind auch intelligent, stark, schön!"

Unsere Quellen:

  • Gespräch mit Akasha Daley
  • Theater Dortmund