Regionalliga West - Aufsteiger zieht's in die Ferne

Stand: 10.05.2024, 23:00 Uhr

Strenge Verbandsauflagen in der Stadionfrage machen die Regionalliga West für kleine Vereine unmöglich. Die Aufsteiger in diesem Jahr beißen dennoch in den sauren Apfel - und ziehen einfach um.

In Hagen freut man sich schon auf Regionalliga-Fußball. Den wird es kommende Saison in der westfälischen Nachbarstadt von Dortmund geben. Dabei ist es nicht so, dass ein Klub aus der 200.000-Einwohnerstadt selbst den Aufstieg in die vierte Liga schaffen wird.

Viel mehr haben die zwei Dortmunder Vereine ASC Dortmund und Türkspor Dortmund angekündigt, im Falle des Aufstiegs ihre Heimspiele in der rund 20 Kilometer entfernten Stadt mit dem regionalligatauglichen Ischelandstadion auszutragen. Vereine, die in die Regionalliga aufsteigen wollen, müssen ein viertligataugliches Stadion beim Verband angeben, das es in Dortmund aber nicht gibt.

Stadion-Auflagen sind immens

Will man in der Regionalliga West spielen, muss das angegebene Stadion eine Flutlichtanlage und mindestens 2.500 Plätze haben, 150 davon müssen überdachte Sitzplätze sein. Es muss für die Medienschaffenden Internet in der Arena gestellt werden und auch die Medienplätze müssen überdacht sein. Mindestens 800 Plätze muss es im Gästebereich geben, der komplett stufenartig ausgebaut sein muss. Ein Wiesenhang, wie in vielen älteren Arenen obligatorisch, ist wegen der Rutschgefahr nicht erlaubt.

Eine solche Arena gibt es auch in Hohkeppel nicht. In dem kleinen Dorf der Gemeinde Lindlar im Oberbergischen, das gerade einmal 530 Einwohner zählt, sitzt der Sportverein Eintracht, der in den letzten Jahren Hoffenheim-artig Liga um Liga aufgestiegen ist. Als Meister der Mittelrheinliga wird die Eintracht in der kommenden Spielzeit in eben jener Regionalliga West spielen.

Lindlarer Dorfkicker ziehen um

Hakan Ekmen (mitte) und seine Leute werden weit reisen müssen. | Bildquelle: Hakan Ekmen

Allerdings wird sie das nicht mehr in Hohkeppel tun können, wo man lediglich einen kleinen Kunstrasen-Sportplatz aufweisen kann. Und weil auch in der näheren Umgebung kein taugliches Stadion zu bekommen war, wird es für die überschaubare Fanbase des Vereins ab der nächsten Spielzeit auf Reisen gehen. Die Heimspiele wird die Eintracht im rund 85 Kilometer entfernten Düren austragen. In der dortigen Westkampfbahn, wo man sich die Spielstätte mit dem künftigen Ligakonkurrenten 1. FC Düren teilen wird.

Das soll laut Hohkeppels Vereinsvorsitzendem Hakan Eken allerdings keine Dauerlösung sein: "Wir nehmen baldmöglichst Gespräche mit der Lindlarer Gemeindeverwaltung auf, mit dem Ziel, hier ein regionalligataugliches Stadion zu bauen. Wir möchten nur eine Saison in Düren zu Gast bleiben", erklärte er wdr.de.

Hohe Ziele in Hohkeppel

Die großen Ziele Hohkeppels, die sich laut Ekmen mit "Mitgliederbeiträgen und Einnahmen aus einem Förderverein" finanzieren lassen, haben einen Aufstieg in die vierte Liga, in der man in der kommenden Spielzeit auf Traditionsklubs wie den MSV Duisburg treffen wird, aber von Anfang an eingeschlossen. "Davon haben wir schon vor vielen Jahren gesprochen, als ich angefangen habe, mich hier im Vorstand zu engagieren", berichtet der 48-Jährige.

Am Freitag erhielt Hohkeppel vom Westdeutschen Fußballverband die Lizenz für die neue Regionalliga-Saison erteilt. Ekmen bedankte sich in einem Statement auf der Facebook-Seite des Vereins dabei ausdrücklich auch beim 1. FC Düren.

Weitaus defensiver gehen andere NRW-Vereine mit dem Thema "Aufstieg in die Regionalliga" um. So haben aus der Oberliga Niederrhein bereits vor Wochen die SpVg Schonnebeck und der aktuelle Tabellenführer Sportfreunde Baumberg angekündigt, ihr Aufstiegsrecht im Fall der Fälle nicht wahrnehmen zu wollen.

Baumberg verzichtet trotz Qualifikation

Baumbergs Beweggründe liegen in einer "aktuell noch nicht vorhandenen regionalligatauglichen Heimspielstätte", wie Jürgen Schick, 1. Vorsitzender der Sportfreunde, in einem Statement auf der Homepage des Vereins schreibt. Das heimische Stadion erfülle nicht die Ansprüche des Westdeutschen Fußballverbands (WDFV). Zwar gebe es in der Umgebung mit dem Paul-Janes-Stadion in Düsseldorf und dem Ulrich-Haberland-Stadion in Leverkusen zwei taugliche Spielstätten, diese Stadien seien aber "durch die eigenen Jugend- und Seniorenmannschaften regelmäßig genutzt und sind daher für uns als Mieter nicht nutzbar", so Schick.

Ein Ausweichen wäre zudem nur "mit einem sehr hohen logistischen Aufwand verbunden" und würde zu einer "finanziellen Belastung im vier- bis fünfstelligen Euro Bereich pro Spiel" führen. Denn der Weg der Sportfreunde sei klar: Man werde keinen Profisport einführen: "Wir sind und bleiben 'Feierabendfußballer'", so Schick.

Frust und Entsetzen nach MSV-Abstieg in Duisburg Sport 07.05.2024 02:28 Min. Verfügbar bis 07.05.2025 WDR