Das Bild zeigt Hühnerküken.

Kükentöten: So soll Forschung aus Lemgo Leid ersparen

Stand: 04.10.2023, 06:00 Uhr

Die Technische Hochschule OWL plant eine neue Forschungsanlage, die Kükentöten überflüssig machen könnte. Im Bundeshaushalt sind 3 Millionen Euro an Fördermitteln vorgesehen.

Das Forschungsprojekt der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe zielt darauf ab, das Geschlecht der Hühnerküken schon frühzeitig im Ei zu bestimmen. So könnten Eier mit männlichen Küken aussortiert werden, noch bevor diese ein Schmerzempfinden entwickeln.

Das Bild zeigt zwei Hühner auf einem Strohballen.

Legerassen eignen sich nicht zur Fleischproduktion. (Symbolbild)

Das ist notwendig, weil als Lebensmittel verwendete Hühnereier meist von Hühnern stammen, die auf eine bestmögliche Legeleistung gezüchtet sind. Diese Rassen setzen schlechter Fleisch an als andere und eignen sich deshalb nicht zur Mast. Die männlichen Hühnerküken der Legerassen wurden in der Vergangenheit deshalb oft an ihrem ersten Lebenstag getötet.

Tierschutzgesetz verbietet Kükentöten

In Deutschland ist das seit dem 1. Januar 2022 durch das Tierschutzgesetz verboten. In vielen anderen Ländern ist das Töten von männlichen Hühnerküken aber weiterhin gängige Praxis.

Das Forschungsteam aus Lemgo um Professorin Dr. Helene Dörksen hat nach jahrelanger Forschung ein verbessertes Laborverfahren zur Geschlechtsbestimmung noch im Hühnerei entwickelt. So könnten Brütereien männliche Küken ab dem dritten Bruttag erkennen und die Bebrütung der Eier noch vor dem siebten Entwicklungstag stoppen.

Kükentöten: So soll Forschung aus Lemgo Leid ersparen

WDR Studios NRW 04.10.2023 00:46 Min. Verfügbar bis 04.10.2025 WDR Online


Bestimmung durch Laserfluoreszenzspektroskopie

Das Besondere: Durch eine spezielle Laser-Technik kann das Geschlecht des entstehenden Kükens bestimmt werden, ohne die Eierschale zu beschädigen. Das vermeidet Stress für die Embryonen.

Diese Messmethode ist nicht neu. Sie wurde in der Vergangenheit zum Beispiel für die Analyse von Kraftstoffen angewendet. "In unserem Fall regt der Lichtstrahl geschlechtsspezifische Substanzen an, die zu leuchten anfangen", erklärt Helene Dörksen.

Das Ziel: alltagstaugliche Test-Anlagen

Masthaehnchen, Brüterei

Eier in einer Brüterei

Im Labor funktioniert das Verfahren bereits gut. Die Treffergenauigkeit liege bei 98 Prozent, teilt die Hochschule mit. Mit der Förderung in Höhe von 3 Millionen Euro könnten die Wissenschaftler eine richtige Testanlage bauen, um das Verfahren in Zukunft für Brütereien in Serie bringen zu können.

Eine möglichst frühe Geschlechtsbestimmung im Brut-Ei ist auch deshalb vorteilhaft, weil ab 2024 in Deutschland auch für den Abbruch der Bebrütung strengere Regeln gelten.

Auch an anderen Forschungseinrichtungen wie etwa der TU Dresden oder bei Unternehmen wie Seleggt und In-Ovo wird seit längerem zu Möglichkeiten geforscht, das Kükentöten zu vermeiden.

Über dieses Thema berichtet die Lokalzeit OWL am 04.10.2023 im Hörfunk auf WDR2.