NRW-weite Razzia in Türsteherszene | sv

00:34 Min. Verfügbar bis 05.05.2026

NRW-weite Razzia in Türsteherszene

Stand: 05.05.2024, 14:28 Uhr

In mehreren großen Städten in NRW hat es Razzien in der Türsteherszene gegeben. Hintergrund sind der Verdacht auf Schwarzarbeit und kriminelle Strukturen. Der NRW-Innenminister Herbert Reul war mit dabei.

Umringt von dutzenden Polizisten, Zollbeamten und Mitarbeitenden des Ordnungsamtes lief NRW-Innenminister Herbert Reul mit einem schwarzen Schirm bei strömendem Regen am frühen Abend durch die Düsseldorfer Altstadt. Das Ziel: eine Disco auf der Feiermeile Bolkerstraße. Die beiden Türsteher hatten ihren Posten da schon verlassen und waren auf einmal verschwunden. Der DJ lässt sich nicht aus Ruhe bringen - und passt die Musik der Situation an. Er spielt "Der Kommissar" von Falco.

Merkwürdig, wenn man anmarschiert mit Polizei, plötzlich hauen die ab. Gut, sie sind weg, wir können jetzt nichts beweisen, alles nur Vermutungen. Aber es ist zumindest nicht die ganz normale Verfahrensweise. NRW-Innenminister Herbert Reul

An einer weiteren Tür hatten sich die beiden Türsteher ohne größere Diskussionen kontrollieren lassen. Dort schien alles in Ordnung zu sein. Das plötzliche Verschwinden der beiden anderen Türsteher beschäftigte den Innenminister offensichtlich so sehr, dass er es bei einer späteren Abschlussbesprechung noch einmal ansprach. Mit der leisen Hoffnung, die beiden würden vielleicht doch noch wieder auftauchen.

NRW-weite Razzia in Türsteherszene

WDR Studios NRW 05.05.2024 00:58 Min. Verfügbar bis 05.05.2026 WDR Online


Die Szene durchleuchten

Hintergrund der groß angelegten Aktion waren folgende Fragen: Sind die Türsteher vor NRWs Discos, Clubs und Bars nachweislich ausgebildet? Arbeiten sie legal? Gibt es Verbindungen zwischen der Türsteherszene und kriminellen Organisationen, wie Clans?

Essen: Herbert Reul (CDU, l), Innenminister von Nordrhein-Westfalen, unterhält sich mit Beamten in einem Club.

NRW-Innenminister Herbert Reul bespricht das weitere Vorgehen

Zumindest auf die letzte Frage scheint die Antwort "ja" zu sein. Nach Aussage von Herbert Reul gebe es Hinweise darauf. Die Organisationen würden mit den Jobs an den Türen möglicherweise Steuern hinterziehen, kriminelle Geschäfte abwickeln und feste Strukturen durch Firmen im Sicherheits- und Überwachungsgewerbe aufbauen.

Verdacht auf kriminelle Geschäfte

Diese Firmen hätten vielfach Subunternehmen, teilweise seien es nur Briefkastenfirmen mit wechselnden Gesellschaftern, Firmensitzen und Namen. Zum Teil würde auch das Geld nach einer gewissen Zeit ausgezahlt und dann eine neue Firma gegründet.

Die Mitarbeitenden hätten oft keine offizielle Ausbildung, würden ihr Geld bar bekommen, keine Steuern zahlen und so die gewerblichen Regeln unterlaufen, heißt es vom NRW-Innenministerium in einer Stellungnahme zu den Kontrollen.

Fußball-Europameisterschaft als Geldquelle

Mit Blick auf die anstehende Europameisterschaft in Deutschland sei es wichtig, die Szene jetzt zu durchleuchten, so der NRW-Innenminister. Denn durch Sicherheitsdienste könnten Kriminelle gerade während des Turniers viel Geld verdienen.

Bilanz: Zwölf Festnahmen und 14 geschlossene Einrichtungen

Etwa 650 Beamte der Polizei haben·zusammen mit Zoll und Ordnungsamt 108 Objekte in Dortmund, Duisburg, Düsseldorf, Essen, Gelsenkirchen und Köln kontrolliert. Darunter waren neben Discos auch Shisha-Bars, Restaurants und Trinkhallen. Fast 700 Menschen mussten ihre Ausweise vorzeigen.

Ein schwarzer Schlagstock

In einer Essener Disco wurde dieser Schlagstock in einem Mülleimer gefunden

In Duisburg konnten vier Türsteher allerdings nicht nachweisen, dass sie als Türsteher arbeiten dürfen. Sie mussten "Feierabend" machen. Außerdem schrieb die Polizei in der Ruhrgebietsstadt mehrere Anzeigen wegen Drogen- und Waffenbesitzes. In einer Essener Disco wurde in einem Mülleimer ein Schlagstock gefunden.

14 Einrichtungen wurden aus diversen Gründen in den Städten geschlossen, in einem Fall fehlte eine Konzession. Zwölf Menschen wurden insgesamt festgenommen. Die Kontrollen dauerten bis in die frühen Morgenstunden.

Unsere Quellen:

  • WDR-Reporter vor Ort
  • NRW-Innenministerium